Europa hat eines der ehrgeizigsten Energieprojekte seiner Geschichte verloren. Das Vorhaben sah vor, Norwegen und Deutschland durch eine innovative Energieinfrastruktur zu verbinden. Seit Jahrzehnten dominieren fossile Brennstoffe die globale Energieversorgung. Doch die zunehmende Dringlichkeit des Klimawandels und die Notwendigkeit, den CO2-Ausstoß zu verringern, machen eine rasche Abkehr von fossilen Energieträgern erforderlich. In diesem Kontext sind Projekte entstanden, die die Energiewende vorantreiben sollen. Ein Beispiel dafür ist das dänische Vorhaben, bei dem durch die Kombination von Wind, Sonne, Wasser und Luft 5.000 Tonnen einer seltenen Energie gewonnen wurden.
Dringender Bedarf an Energiewende Die jüngsten Berichte über den Klimawandel sind eindeutig: Um die Erderwärmung zu begrenzen, muss der Übergang zu erneuerbaren Energien beschleunigt werden. Verschiedene Länder haben sich ehrgeizige Umweltziele gesetzt, die darauf abzielen, den Großteil der weltweiten Energie aus sauberen, erneuerbaren Quellen zu beziehen. Ziel ist es, bis 2050 über 90 % der globalen Energie aus nachhaltigen Quellen zu erzeugen.
Obwohl wir noch weit von diesem Ziel entfernt sind, haben viele Regierungen und Energiekonzerne ihre Bereitschaft signalisiert, Teil dieser Transformation zu sein. Europa, das auf dem Kontinent eine Führungsrolle in der Energiewende anstrebt, ist besonders bestrebt, den Wandel voranzutreiben. Dennoch musste eines der ehrgeizigsten Energieprojekte des Kontinents einen schweren Rückschlag hinnehmen.
Scheitern des Projekts zwischen Norwegen und Deutschland Das geplante Großprojekt, das Norwegen und Deutschland durch die Errichtung einer Wasserstoffinfrastruktur verbinden sollte, wurde gestoppt. Die norwegische Equinor und die deutsche RWE, die das Projekt gemeinsam initiiert hatten, gaben bekannt, dass das Vorhaben aufgrund mangelnder Nachfrage, unzureichender Versorgung mit grünem Wasserstoff und fehlender regulatorischer Rahmenbedingungen nicht weiterverfolgt wird. Laut Bloomberg hat Equinor, Norwegens staatlicher Energiekonzern, beschlossen, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.
Ursprünglich wurde das Projekt im Januar 2023 vorgestellt. Die Vision beider Unternehmen war es, große Mengen grünen und blauen Wasserstoffs nach Deutschland und Zentraleuropa zu liefern. Ziel war es, Kohlekraftwerke in Deutschland durch gasbetriebene, wasserstofffähige Kraftwerke zu ersetzen und gleichzeitig in Norwegen eine Produktion von Wasserstoff mit geringen Emissionen aufzubauen, die über Pipelines nach Deutschland transportiert werden sollte.
Dafür war der Bau eines sogenannten „Wasserstoffpipelines“ notwendig. Dieser Pipeline hätte zunächst kohlenstoffarmen Wasserstoff transportiert, der durch die Abscheidung von mehr als 95 % des CO2 aus Erdgas mithilfe bestehender Technologien erzeugt worden wäre.
Investitionen in saubere Energie Equinor plante, massiv in saubere Wasserstoffprojekte zu investieren. Bis 2030 sollte in Norwegen eine Kapazität von 2 GW kohlenstoffarmem Wasserstoff erreicht werden, mit der Option, diese Kapazität auf bis zu 10 GW zu erhöhen. Diese Kapazität wäre auch für den geplanten Transport nach Deutschland bestimmt, der von Gassco, einem weiteren norwegischen Staatsunternehmen, überprüft wurde. „Sobald diese Pipeline betriebsbereit wäre, würde Equinor kohlenstoffarmen blauen Wasserstoff transportieren, den RWE in seinen wasserstofffähigen Gaskraftwerken nutzen würde“, erklärten die Unternehmen. Derzeit lässt sich dieses Vorhaben jedoch nicht realisieren.
Folgen des Scheiterns für Europa Hätte sich das Projekt verwirklichen lassen, wäre es ein bedeutender Schritt in Richtung einer sicheren und dekarbonisierten Energieversorgung in Europa gewesen. Es war geplant, mehrere Wasserstoffanlagen in Deutschland zu errichten, die Teil der entstehenden Wasserstoffwirtschaft sein sollten. Der 2023 zwischen den Vorstandsvorsitzenden der beiden Unternehmen, Anders Opedal (Equinor) und Markus Krebber (RWE), geschlossene Vertrag sah vor, dass beide Seiten in großem Maßstab zusammenarbeiten.
Von Anfang an hing der Erfolg des Projekts jedoch von der Errichtung einer Wasserstoffpipeline zwischen Norwegen und Deutschland ab. Ebenso war der Aufbau der notwendigen Infrastruktur in Deutschland entscheidend. Zusätzlich sahen RWE und Equinor eine Kooperation bei der Produktion von grünem Wasserstoff vor, wobei vor allem der Einsatz von Offshore-Windenergie eine zentrale Rolle spielte.
Die Unternehmen verfolgten das gemeinsame Ziel, das Potenzial der Offshore-Wasserstoffproduktion zu erforschen und diese Möglichkeiten in Norwegen, Deutschland und den angrenzenden Ländern zu nutzen. Diese enttäuschende Nachricht kommt zu einer Zeit, in der Europa ohnehin vor der Herausforderung steht, den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft zu beschleunigen und gleichzeitig die Energieversorgung zu sichern.
Das Scheitern dieses Projekts ist ein Rückschlag für Europas Bestrebungen, seine Energieabhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und gleichzeitig den Weg für eine klimaneutrale Zukunft zu ebnen