Der Sommer lockt uns nach draußen, doch oft sind wir nicht allein. Wespen am Kuchentisch und das Summen von Bienen gehören zur warmen Jahreszeit dazu. Während ein Wespennest am Haus bei vielen Unbehagen auslöst, stehen Bienenpopulationen weltweit vor einer weitaus größeren Bedrohung. Es ist ein komplexes Miteinander, das Aufklärung und richtiges Handeln erfordert.

Wespennester: Wann besteht Handlungsbedarf?

Mit den warmen Temperaturen werden Wespen oft zu ungebetenen Gästen, besonders wenn Grillfleisch, Kuchen und süße Getränke auf dem Gartentisch stehen. Ein Nest am Haus oder im Garten schürt bei vielen Menschen zusätzlich die Angst. Doch diese ist meist unbegründet. Von den rund 600 in Deutschland heimischen Wespenarten werden uns nur zwei lästig: die Gemeine und die Deutsche Wespe, erklärt der Wespenexperte Svend Petersen-Fink. Die meisten anderen Arten sind harmlos.

In der Regel können die Nester daher an Ort und Stelle verbleiben, da die Tiere ohnehin nach einer Saison sterben und das Nest verlassen zurückbleibt. Eine Entfernung ist nur dann ratsam, wenn die Nester an Orten gebaut werden, wo sie eine direkte Gefahr darstellen, etwa in der Nähe von Spielbereichen für Kinder oder für Allergiker. Ob es sich um eine harmlose oder aggressive Art handelt, können Laien jedoch kaum unterscheiden. Im Zweifelsfall helfen spezialisierte Wespenberater, die es in vielen Bundesländern gibt.

Entfernung nur durch Experten

Die Umsiedlung oder Entfernung eines Nestes darf ausschließlich von Fachleuten durchgeführt werden. Das Tierschutzgesetz regelt dies eindeutig. „Verstöße können teuer werden. Bei Hornissen etwa drohen bis zu 50.000 Euro Bußgeld“, warnt Petersen-Fink. Eine professionelle Umsiedlung kostet je nach Aufwand zwischen 70 und 120 Euro, eine erste Beratung ist oft kostenlos. Auch Schädlingsbekämpfer dürfen Nester entfernen, doch hier rät der Experte zur Vorsicht: Man sollte genau auf die Qualifikation achten, um nicht an unseriöse Anbieter zu geraten.

Wespenberater versuchen zudem, Ängste abzubauen und geben Tipps für den Alltag. So lässt sich mit einfachen Mitteln Abhilfe schaffen: Eine Futterstelle mit halbierten, reifen Weintrauben, einige Meter vom Tisch entfernt platziert, kann die Tiere effektiv ablenken. Hektische Bewegungen oder Anpusten sollten vermieden werden, da dies die Insekten aggressiv macht.

Die stille Krise: Das weltweite Bienensterben

Während der Umgang mit Wespen oft ein saisonales und lokales Problem ist, stehen Bienen vor einer existenziellen Bedrohung. In den USA beispielsweise, speziell in Bundesstaaten wie Missouri und Kansas, ist der Rückgang hunderter Bienenarten dokumentiert. Dies ist ein alarmierendes Zeichen, denn Bienen sind für die Bestäubung und damit für die Nahrungsmittelproduktion und die pflanzliche Artenvielfalt unerlässlich. Als Hauptursachen gelten Lebensraumverlust, der unsachgemäße Einsatz von Pestiziden, die Ausbreitung von Krankheiten und Parasiten sowie der Klimawandel.

Seit 2006 verzeichnen kommerzielle Imker in den USA Winterverluste bei Honigbienenvölkern von durchschnittlich 30 %, verglichen mit historischen Raten von 10-15 %. Wir dringen in den Lebensraum der Bienen ein, daher liegt es in unserer Verantwortung, sie zu schützen und zu pflegen.

Das Dilemma der Honigbiene

Im Zentrum der „Rettet die Bienen“-Bewegung steht oft die Honigbiene. Sie wurde im 17. Jahrhundert von europäischen Siedlern in die USA eingeführt und spielt heute eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft, da ihre Völker leicht transportiert und zur Bestäubung großer Felder eingesetzt werden können. Die private Imkerei hat sich zu einem beliebten Hobby entwickelt, um die Bienen zu schützen.

Doch diese Fokussierung hat eine Kehrseite. Ein schlecht geführtes Bienenstock kann zur Brutstätte für Parasiten wie die Varroamilbe werden, die auch auf Wildbienenpopulationen übergreifen kann. Ökologen warnen zudem, dass die Honigbiene in manchen Gebieten fast wie eine invasive Art wirkt. Ein einziges Volk kann im Sommer bis zu 60.000 Bienen umfassen, die auf der Suche nach Pollen kilometerweit fliegen und dabei heimische Bienenarten verdrängen können.

Schutz für alle Bestäuber ist entscheidend

Experten sind sich einig: Nicht die Honigbiene ist der Feind der Wildbiene. Das eigentliche Problem ist der Mangel an Nahrungsquellen. „Die wahre Gefahr ist die Tatsache, dass es kaum noch Blumen gibt“, erklärt der Imker Jacob Faltynowski.

Um allen Bestäubern zu helfen, muss kein Imkeranzug getragen werden. Es beginnt im eigenen Garten: Wildblumenwiesen statt perfekt gemähtem Rasen, das Zulassen von heimischen Pflanzen wie Löwenzahn und der Verzicht auf Pestizide schaffen wertvollen Lebensraum. Die Erhaltung natürlicher Flächen ist entscheidend. Eine Studie in Kansas City fand beispielsweise 89 verschiedene Wildbienenarten in zwei kleinen, geschützten Präriegebieten. Dies zeigt, wie wichtig der Schutz und die Wiederherstellung natürlicher Lebensräume für die Artenvielfalt sind. Sowohl Wespen als auch Bienen sind unverzichtbare Bestäuber und verdienen unseren Schutz – vom einzelnen Nest am Haus bis hin zur globalen Agrarlandschaft.