Ausstellung vereint traditionelle Ästhetik mit zeitgenössischer Kunst

In Seoul eröffnet derzeit eine bemerkenswerte Ausstellung, die moderne Kunst aus China und Japan in den Fokus rückt. Der chinesische Künstler Wu Guanzhong verschmilzt traditionelle Tuschemalerei mit Elementen des westlichen Modernismus. Die japanische Künstlerin Chiharu Shiota wiederum präsentiert beeindruckende Installationen, die Leben, Tod und Heilung thematisieren.

Eine Serie abstrakter Tuschebilder von Wu zeigt zunächst klare Formen und figurative Motive, etwa ein Haus mit weißer Fassade und zwei Schwalben. Im Verlauf der Jahre entwickeln sich die Arbeiten hin zu immer stärkerer Abstraktion – bis schließlich nur noch Punkte, Linien und Flächen in Schwarz-Weiß das Bild bestimmen. Wu gilt als Pionier der abstrakten Kunst in China und nimmt laut der Kuratorin Nadia Lau vom Hong Kong Museum of Art einen bedeutenden Platz in der Kunstgeschichte des Landes ein.

Die Verbindung von Ost und West

Wus Werke stehen für eine gelungene Synthese aus östlicher Sensibilität und westlicher Formensprache. Seine Tuscheabstraktionen spiegeln nicht nur künstlerische Weiterentwicklung, sondern auch eine tiefere Reflexion über Vergänglichkeit und Transformation.

Im Kontrast dazu schafft Chiharu Shiota mit schwarzen Fäden und Erde eindringliche Installationen. Fäden, die von der Decke bis zum Boden reichen und sich dort mit Erdhügeln verbinden, symbolisieren das menschliche Leben, das unweigerlich zum Tod führt. In anderen Werken verarbeitet sie ihre eigene Krebserkrankung, indem sie Glas und Draht verwendet, um das ambivalente Wesen von Zellen – Leben spendend und zugleich zerstörerisch – darzustellen.

Auftakt zur „Hongkong Week 2025@Seoul“

Die Ausstellung „Wu Guanzhong: Zwischen Schwarz und Weiß“ ist Teil des Eröffnungsprogramms zur „Hongkong Week 2025@Seoul“, die am 30. Juli offiziell startete und bis Oktober andauert. Sie wird vom Amt für Freizeit- und Kulturservice der Regierung der Sonderverwaltungsregion Hongkong organisiert.

Die Schau im Kalligrafie-Museum des Seoul Arts Center zeigt 17 Werke aus der Sammlung des Hong Kong Museum of Art, darunter sowohl Tuschezeichnungen als auch Ölbilder. Ergänzt wird die Präsentation durch KI-gestützte Medieninstallationen, die das Werk Wus zeitgemäß erweitern. Ziel ist es, den chinesischen Meister der Moderne aus einer heutigen Perspektive neu zu entdecken.

Bühnenkunst trifft auf filmische Inszenierung

Das offizielle Eröffnungsstück der Woche ist das Ballett „Romeo + Julia“ des Hong Kong Ballet. Am 26. und 27. September wird die Inszenierung im Haeoreum-Theater des Nationaltheaters aufgeführt. In einer Neuinterpretation des Shakespeare-Klassikers wird die Handlung in das Hongkong der 1960er-Jahre versetzt und verbindet Kung-Fu-Elemente mit klassischem Ballett sowie Musik von Prokofjew und cineastischer Ästhetik. Die Choreografie stammt von Septime Webre, dem künstlerischen Leiter und früheren Mitglied des Washington Ballet.

Musikalische Brücken zwischen Hongkong und Korea

Auch musikalisch wird ein vielfältiges Programm geboten. Am 11. Oktober tritt das Hong Kong Chinese Orchestra im Lotte Concert Hall auf – gemeinsam mit der koreanischen National-Changgeuk-Truppe, Organist Park Junho und dem Kinderchor Wizard Choir. Die Darbietung ist als musikalische Kooperation beider Kulturen konzipiert.

Am 19. Oktober folgt ein weiteres Highlight: Das Hong Kong Philharmonic Orchestra spielt im Konzertsaal des Seoul Arts Center unter der Leitung von Jaap van Zweden. Der südkoreanische Pianist Sunwoo Ye-kwon wird als Solist auftreten und Werke von Tschaikowsky und Jin Eun-sook interpretieren.

Tanztheater und immersive Performance-Kunst

Das Hong Kong Dance Company zeigt am 18. und 19. Oktober im Yeakdang-Theater des National Gugak Center das Stück „24 Solar Terms“. Das Werk wurde bei den Hong Kong Dance Awards 2024 als „Beste Produktion“ ausgezeichnet und thematisiert die zyklischen Jahreszeiten und ihre Bedeutung für das menschliche Leben – umgesetzt in modernem Tanz, Licht, Duft und Projektionen.

Parallel dazu präsentiert die experimentelle Tanzgruppe Labora-Tory Arts vom 17. bis 19. Oktober im Arko Arts Theater das Werk „Pazziok“. Mit sinnlich aufgeladenen Objekten und ausdrucksstarker Bühnensprache erkundet die Performance Spuren von Existenz und Zeit und stellt eine künstlerische Brücke zwischen den urbanen Welten Hongkongs und Seouls dar.

Kunst für alle: Programme im öffentlichen Raum

Neben den Bühnen- und Ausstellungsevents bietet die „Hongkong Week“ auch niedrigschwellige Kulturangebote im öffentlichen Raum. Geplant sind unter anderem eine Retrospektive klassischer Hongkonger Filme, das Kinoevent „Making Waves“ zur neuen Welle des Hongkonger Films, eine Comic-Ausstellung in Starfield Hanam sowie eine kombinierte Modenschau und Ausstellung in Seouls Szeneviertel Seongsu.

Ein besonderes Highlight ist das Open-Air-Event „Garden of Dreams: Konzert & Film“ am 11. Oktober im Nanji Hangang Park. Dort treten K-Pop- und Hongkong-Popkünstler gemeinsam auf – begleitet von Filmvorführungen unter freiem Himmel. Passend zum Chuseok-Fest ist der Eintritt frei, was ein großes Publikum erwartet lässt.

Ein kultureller Brückenschlag zwischen Seoul und Hongkong

Ein Vertreter der Organisatoren betonte: „Nach Bangkok im Jahr 2023 ist Seoul die zweite Station unserer internationalen Veranstaltungsreihe. Unser Ziel ist es, nicht nur Aufführungen zu präsentieren, sondern Hongkongs kulturelle Vielfalt und künstlerische Tiefe erlebbar zu machen – und damit neue Wege für den Austausch zwischen beiden Städten zu schaffen.“